Klaus Baumann im Interview: "Das Herz von Westfalen-Lippe schlägt für mich im Westfalenparlament."
Klaus Baumann ist Vorsitzender der 15. LWL-Landschaftsversammlung.
Herr Baumann, was sagen Sie: Der LWL ist für mich…
… ein starker Partner, zum Beispiel für Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen. Mehr als 19.000 Beschäftigte und das Westfalenparlament, also die Landschaftsversammlung, engagieren sich für die Menschen, damit sie so weit wie möglich am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Der LWL prägt dabei auch die Region mit seinen Einrichtungen in ganz Westfalen-Lippe.
Und was ist der LWL für Sie persönlich?
Als politischer Vertreter, als Mitglied eines Kreistages und als ehemaliger Bürgermeister, ist der LWL für mich nach 27 Jahren im Westfalenparlament zur politischen Heimat und zu einem Stück Lebensinhalt geworden. Mit Leidenschaft setze ich mich für die Menschen in Westfalen-Lippe ein – ohne die ginge es nicht.
Wie gratulieren Sie den Landschaftsverbänden zum Geburtstag?
Herzlichen Glückwunsch zu sieben Jahrzehnten erfolgreicher Arbeit! Die Landschaftsverbände – das sind engagierte und sehr kompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie ehrenamtlich engagierte Frauen und Männer in den Landschaftsversammlungen. Das große gemeinsame Ziel: einen Betrag zu einer inklusiven Gesellschaft zu leisten. Daher bedanke ich mich auch für 70 Jahre Dienst an den Menschen. Das Fundament für 70 weitere erfolgreiche Arbeit ist gelegt.
Institutionen wie Parteien verlieren an Bedeutung im täglichen Leben der Menschen. Wünschen Sie sich alte Zeiten zurück?
Die Gesellschaft wandelt sich, das ist nichts Neues. Nur auf alte Zeiten zu schauen führt uns in eine Sackgasse. Und ja, die Bedeutung von Kirchen, Gewerkschaften und Parteien schwindet in einer Gesellschaft, die immer säkularer, individueller und moderner wird. Aufgabe von Politik muss es auch sein, die ehrenamtliche Arbeit zu unterstützen und zu erleichtern.
Ist ein Westfalenparlament noch zeitgemäß?
Ja, ist es. Das Herz von Westfalen-Lippe schlägt für mich im Westfalenparlament. Denn die Abgeordneten sind demokratisch legitimiert, sie werden aus den Mitgliedskörperschaften entsandt und kennen die Bedürfnisse der Menschen vor Ort. Sie sind unmittelbar ansprechbar und können die Interessen der Bürgerinnen und Bürger vertreten. Sie geben die großen Leitlinien der Arbeit des LWL vor und kontrollieren seine Verwaltung. Das Wort der ehemaligen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft gilt: Mit Blick auf die Herausforderungen der nächsten Jahre ist das Westfalenparlament notwendiger denn je.
Was kommt in den nächsten sieben Jahren auf den LWL zu?
Das Ziel, zu einer inklusiven Gesellschaft beizutragen, bleibt. Der LWL hat mit denselben Herausforderungen zu kämpfen wie die gesamte kommunale Familie. Der Landesdirektor spricht von einem Krisenknäuel, das entwirrt werden muss. Im Moment ist das beherrschende Thema der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und die Folgen.
Darüber hinaus gilt es, die Menschen mit Behinderung weiter zu unterstützen, ohne hierdurch die finanzielle Belastung unserer Kommunen zu groß werden zu lassen. Digitalisierung und Klimawandel stehen außerdem auf der Agenda. Klimaneutralität wird eine Mammutaufgabe für den LWL. Gleichzeitig müssen wir im Arbeitsmarkt beim Wettstreit um die Talente von morgen attraktiver Arbeitgeber bleiben.
Sie sprechen es an, wie geht es mit den Finanzen weiter?
Bei all den Herausforderungen dürfen weder Bund noch Land die Landschaftsverbände alleine lassen. Wir haben in den 70 Jahren immer wieder neue Aufgaben von Bund und Land bekommen. Berlin und Düsseldorf müssen aber auch die Verantwortung übernehmen und die dauerhafte Finanzierung der Kommunalverbände sowie der kommunalen Familie insgesamt sicherstellen. Dann bin ich mir sicher: Der LWL wird auch in Zukunft seine Aufgaben gut erfüllen. Ich blicke optimistisch in die Zukunft der Landschaftsverbände.