Birgit Westers im Interview: "Kinderschutz ist für uns ein zentrales Thema."
Seit 2015 ist Birgit Westers LWL-Schul- und Jugenddezernentin.
Birgit Westers, was war in der Schule Ihr Lieblingsfach?
Ganz eindeutig Deutsch. Gefolgt von Geschichte. Ich habe schon immer gern gelesen und mich mit Sprache und Texten auseinandergesetzt. Besonders haben mir die kontroversen Diskussionen zu möglichen Textinterpretationen Spaß gemacht.
Schon 1953 gab es Sonderschulen. Heute gibt es immer noch Förderschulen. Wieso werden in sieben Jahren nicht alle Förderschulen verschwunden sein?
Weil die LWL-Förderschulen ein wichtiger Bestandteil in einer Schullandschaft sind, die immer inklusiver wird. Für viele Kinder und Jugendliche ist das gemeinsame Lernen sicher der richtige Weg – aber nicht für alle. Für bestimmte Schülerinnen und Schüler wird die Förderschule auch in Zukunft der beste Förderort bleiben. Natürlich entwickeln sich auch die LWL-Förderschulen weiter – hin zu Expertise-Zentren sonderpädagogischer Förderung. Damit Inklusion gelingt, muss auch in den Schulen des Gemeinsamen Lernens das Fachwissen, die Expertise und die Erfahrungen der Förderschulen der Landschaftsverbände für die individuelle Unterstützung der Schülerinnen und Schüler zur Verfügung stehen.
Welche Themen werden Sie in den nächsten sieben Jahren besonders beschäftigen?
Eine der großen Herausforderungen bleibt das Thema Inklusion. Das gilt nicht nur für die LWL-Förderschulen, sondern genauso für den gesamten Bereich der Kinder- und Jugendhilfe und die Eingliederungshilfe für Kinder und Jugendliche.
Ein weiteres großes Thema ist der Fach- und Arbeitskräftemangel, der mittlerweile auch hier im Dezernat angekommen ist. Es gibt jetzt schon große Probleme, alle Stellen in der Verwaltung qualifiziert zu besetzen. Und auch im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe sieht es nicht besser aus: So müssen z. B. bereits heute viele Kitas einzelne Gruppen schließen oder Betreuungszeiten mit Blick auf den Fachkräftemangel kürzen.
Daneben ist natürlich der laufende Prozess der Digitalisierung zu nennen.
Was macht der LWL, um Kinder und Jugendliche besser vor Gewalt und Übergriffen zu schützen?
Kinderschutz ist für uns ein zentrales Thema – und das nicht erst seit den erschütternden Missbrauchsfällen in Lügde, Münster und Bergisch Gladbach.
Wir haben den Auftrag, die Mitarbeitenden in den Jugendämtern und bei freien Trägern bei ihrer Arbeit auch im Bereich Kinderschutz zu unterstützen. Dazu haben wir ein breites Angebot an Beratungsleistungen, Fortbildungen und Fachtagungen auch in diesem wichtigen Themenfeld. Darüber hinaus erarbeiten die Landesjugendämter im Bereich Kinderschutz verschiedene Leitlinien und Empfehlungen für die Arbeit vor Ort.
Im Bereich der Aufsicht über stationäre Einrichtungen der Jugendhilfe und Kindertageseinrichtungen haben wir den strukturellen Kinderschutz im Blick. Mit Blick auf das Kinder- und Jugendstärkungsgesetz verstärken wir die Bereiche personell deutlich.
Was wünschen Sie dem LWL für die nächsten sieben Jahre?
Ich wünsche dem LWL, dass er die anstehenden großen Herausforderungen erfolgreich meistern und seine wichtige und engagierte Arbeit auch für die Kinder und Jugendlichen mit ihren Familien in Westfalen-Lippe und NRW erfolgreich fortsetzen kann. Und dass wir viel bewegen können für ein gelingendes Aufwachsen und gleiche Chancen für alle Kinder und Jugendlichen.